2011-01-10

Fortsetzung folgt: Stanislaus Graf Grabowski, Das K�thchen von Heilbronn

Sechs Schwäbinnen, 1 Schwabe, 42mal Käthchen

Kleist2011 - Das Kleist-Jahr in Heilbronn

Wenn ein Kunstwerk zum Selbstläufer wird, sind die Vermarkter nicht weit - eine Beobachtung, die so neu nicht ist. Meint jedenfalls das Kleist-Archiv Sembdner in Heilbronn und startet am Samstag, 15. Januar 2011 in seiner Reihe "Kleist2011 - das Kleist-Jahr in Heilbronn" eine 42teilige Fortsetzungslesung aus dem 1869 erschienenen "Käthchen"-Roman von Stanislaus Graf Grabowski.

Wie? Roman? Ist das "Käthchen von Heilbronn" nicht ein Theaterstück? Und stammt es nicht von Heinrich von Kleist, dessen 200. Todestag 2011 zu einer Medien-Hype ohne Beispiel zu werden droht?

Richtig. Aber: Der (relativ späte) Erfolg von Kleists 1810 uraufgeführtem "großem historischen Ritterschauspiel", dessen Beginn man in die Mitte der 1820er Jahre und damit in die Restaurationszeit und ins Biedermeier legen muß, hat alle möglichen Sekundärverwertungen im Schlepp gehabt: im Druck erschienene Bühnenbearbeitungen, die die Unmoral des Stückes - uneheliches Kind nach einem One-night-stand - ratzfatz eliminiert haben, Opern von heute weithin vergessenen Komponisten - in den Jahren 1844/45 gleich drei -, mehrere Papiertheaterfassungen, "volkstümliche", moralisch cleane Nacherzählungen als 64-Seiten-Heftchen in Massenauflage auf schlechtem Papier und schließlich zwei Kolportageromane, der eine mit satten 3.200 Druckseiten (von einem gewissen Robert Frankenberg, der auch den Bayern-Kini literarisch veredelt hat) und eben das Werk des 1877 in Stuttgart-Berg verschiedenen Grafen, der es bei sparsamen 1.200 Seiten bewenden ließ.

Kolportage: Heftchenliteratur, von Hausierern vertrieben, von Dienstmädchen verschlungen - heute eine Rarität auf dem Buch- und Antiquariatsmarkt ohnegleichen. Keine hohe Literatur, aber konsumabel über die Maßen, seinerzeit mindestens so unterhaltsam wie der Frauenarzt von Bischofsbrück.

Sechs Schwäbinnen und ein Schwabe, allesamt durch ihren derzeitigen Wohnort kurzerhand zu Stammesangehörigen erhoben, lesen sechs Wochen lang, jeweils von 15 bis 15.30 Uhr, diesen "Käthchen"-Roman von Grabowski in Heilbronn im Fleischhaus (Kramstr. 1) und werden, so die vorsichtige Schätzung, zumindest den ersten Band des jetzt als 3bändiger Reprint vorliegenden Werkes schaffen. Der Eintritt ist frei, wer mindestens 90% der Lesungen mitmacht, erhält am Ende eine Überraschung. Und wer das Ganze, Minimum 21 Stunden, nach-hören will, sei auf das Internet verwiesen, wo die einzelnen Folgen mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung zu hören sein werden.

Kleist2011 - Das Kleist-Jahr in Heilbronn
Fortsetzung folgt: Stanislaus Graf Grabowski, Das Käthchen von Heilbronn
Vom 15. Januar bis 26. Februar (außer 6. Feb.), täglich von 15 bis 15.30 Uhr
Heilbronn, Fleischhaus (Kramstr. 1, früher Naturhistorisches Museum)
Eintritt frei

Der Roman, in drei Bänden vom Kleist-Archiv Sembdner im Reprint neu zugänglich gemacht, kostet übrigens 30 Euro.