2003-05-26

Das Künstlerbuch "Unbehaust" erscheint am 28. Mai zur MMPM in Mainz

Wirtschaftlich gesehen ist Lyrik Unsinn, aber Betriebswirtschaft ist im
Leben eben nicht alles. Lyrik wäre nach allen ökonomischen Gesichtspunkten
schon immer zum Aussterben verurteilt gewesen, und trotzdem
hält sie sich nach wie vor, notfalls eben in der Form der Samisdat.

Das Künstlerbuch "Unbehaust" ist eine poetische Untersuchung über das
"Kunstwerk im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit" zwischen
Gutenberg und Internet. In ihrer Arbeit untersuchen Haimo
Hieronymus und A.J. Weigoni Schriftbilder und Scans im Zeitalter zunehmender
Immaterialität. Welche Art von Bildlichkeit ist da im Begriff zu entstehen?

Der bildende Künstler Haimo Hieronymus und der Schriftsteller A.J. Weigoni
schlagen mit dem Künstlerbuch "Unbehaust" nicht nur einen Steg zwischen den
Künsten (Druckgrafik / Poesie), sondern eine Brücke zwischen den Zeiten.
Gemeinsam mit dem Handpressendrucker Hans–Ulrich Prautzsch betreiben sie
eine digitale Manufaktur, bei der die Instrumente der neuen Medien zum
Einsatz kommen. Als Werkzeuge setzen sie einen leistungsfähigen Rechner,
Scanner und Laserdrucker ein. Mit Hilfe der geeigneten Software
verarbeiteten sie Texte und Bilder. Der Druck geschah nach Gutenbergschen
Regeln mit Bleisatz auf Werkdruckpapier.

Beim Holzschnitt auf Bütten durchdringt die Farbe das Papier. Haimo
Hieronymus, A.J. Weigoni und Hans-Ulrich Prautzsch gehen bei vom virtuellen
wieder ins Materielle, zielen auf ein älteres "Speichermedium" ab, das aber
mit den neuen Medien hergestellt wird, dem Künstlerbuch. Schrift und Bild
waren im Buch des Mittelalters eine Einheit. Künstler des Bauhauses schufen
im 20. Jahrhundert Bücher von hohem gestalterischen Niveau. Die Entstehung
einer Einheit von Schrift und Bild haben die Artisten im Medium des
Computers untersucht und mit der uräus-Handpresse umgesetzt. Die digitale
Manufaktur produzierte das Künstlerbuch "Unbehaust".

Die fragilste der literarischen Formen gilt gemeinhin als deren teuerste,
und dies im zwiefachen Sinn: Die Randständigkeit der Lyrik abseits des
ökonomischen Gewinns steht in direkter Proportion zu der hohen
symbolischen Wertschätzung, mit welcher man sie bedenkt. Lyrik scheint ein
Gut zu sein, das zugleich sein eigener Marktpromoter ist. Wenn es gut geht,
schafft sich Lyrik eine Gesellschaft, die bereit ist, sie am Leben zu
erhalten.

Freundliche Grüße mailt, Matthias Hagedorn (Pressesprecher des Projekts)

Weitere Informationen bei der uräus-Handpresse, Tel. 0177 2042701