2002-02-24

Sechzig-Stunden-Woche
... und nach der Hochzeit wird gelesen


Menschen mit ausgeprägten Interessen können sich bereichert fühlen und gelegentlich auch schon mal gestresst.
So geht es zumindest jungen Autoren, die von der Literatur nicht leben und ohne sie nicht sein können. Tagsüber gehen sie ihrer Arbeit nach, sind Verwaltungsangestellte, Texter, Webdesigner oder Studenten und wenn es dunkel wird, entfaltet sich ihre Passion; sie recherchieren, planen, schreiben und lesen schließlich einem
interessierten Publikum ihre Texte vor.

Die jüngste Lesung des Bundesverband junger Autoren e.V. (BVjA) fand unter dem Titel "Sechzig-Stunden-Woche" im Haus der Sprache und Literatur statt.
Vorgestellt wurde die gleichnamige Anthologie des BVjA, in der über dreißig Autoren die Resultate ihrer persönlichen Sechzig-Stunden-Woche präsentieren.
In Bonn las eine Auswahl der Autoren ihre verschiedensten Prosa- und Lyrikwerke.

Da wurde gelacht, wenn Ralf Paprotta seinen "Dicken Franz" über das Fußballfeld schickte, die Luft angehalten, wenn Andreas Schmitz einen atemberaubenden Vamp in "Die Post ist da" ein Einschreiben bringen ließ, oder geschmunzelt, als "Nachbars Katze" von Tanja Schurkus ihr Ende auf der Straße fand.

Ein besonderer Genuss war Stefanie Fuldas "Gottesanbeterin", die dem Männchen während der Kopulation den Kopf abbeißt. In Anbetracht der unübersehbaren Umstände, in denen sich die Autorin befand, schielte der eine oder andere Zuhörer öfters zu ihrem Begleiter hinüber; wusste man doch, dass sich die beiden erst wenige Stunden vor der Lesung das Ja-Wort gegeben hatten, und dass sie im Mai Zwillinge erwarten. Doch sein Kopf saß noch auf den Schultern.

Zwei kurzweilige Stunden ließen sich die Zuhörer in der angenehmen Atmosphäre des Haus der Sprache und Literatur reale, aufrüttelnde oder irritierende Geschichten und Gedichte vorlesen: die Essenz vieler Stunden intensiver Schreibarbeit.
Ihr Applaus galt den Autoren als Lohn und entließ sie stolz und zufrieden in die nächste Runde, in die nächste Sechzig-Stunden-Woche mit Job, Pflicht und Liebe zum Wort.

Rückfragen unter:
Heike Prassel
Krakauer Weg 45
53859 Niederkassel

Tel.: (02208) 91 02 08
E-Mail: heike@prassel.de
www.prassel.de

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