2005-07-15

Kosmopolitania SaarLorLux

Die Don Quixoten-Karawane auf Achse, um den Fabel-Fabrikanten der Quoten-Kompanie zwischen Studios und Studienbüros den Fehdenhandschuh hinzuwerfen

Ein ganzes Jahr Literatur-Wettbewerb im wahrhaft solidarischen Akt


Klein ist der Humanen-Planet Erde geworden, wenn nicht innerlich verkümmert. Kontinente miteinander verbunden, Berge überquert, Wüsten und Ozeane. Systeme überwunden, Unterschiede glattgehobelt. Pyramiden aufgezogen, Apartheidsartikel ins Soziale übertragen ? bis zum Abwinken. Mit Bravour paradieren Börsen-Brigaden vor Kameras und die Briganten der völkischen Sippschaften...

Ende der Zivilisationsgeschichte? Kreuzzug gegen Dschihad?

Kein Regenbogenbaum, nach dem man sich sehnt? Kein Blütentraum, den man pflegt?

Nur noch die Börsenpflegeparties der Heuschreckenplage?

Ende der Utopien?

Ist das alles, was die dritte industrielle Revolution mikroelektronischer Glorie dem Menschentum bescheren konnte? Der Krieg kreischender Kulturalismen? Neben- und gegeneinander kumulierte Geschöpfe als Gesellschaft? Vereinsamte Individuen als Symbol der Libertät? Oder der Libertinage?

Keine Odysseen, keine Robinsonaden auf dem Programm der Printimperien und Fernsehsender? Endgültiger Exitus des Don Quijote?
Hyäne-Charm hinter dem Schlangen-Schwarm? Das zähe Zähneklappern vor der Furie und Sirene des Systems, dem triumphalen Trommelfeuer der Mäuse-Mönche? Der Heidenlärm auf dem Dach des Besitzgötzen-Tempels, dem Gipfel der Apartheidspyramide?

Ende der Wortkunst als Replik der Rebellion auf den Raubbau des Erdenrundes und auf die Invasion der globalisierten Reaktion? Gemäß der Fusion des Alten Kontinents mit der NewWorld?

Nein!

Und dieses Nein bekräftigt DIE BRÜCKE des Kosmopolitanen-Kollektivs mit einem prospektiven Ja zur Utopie, erwärmt sich für einen Berg von Don Quijoten ? mit dem Start eines Literatur-Wettbewerbs, den sie innerhalb von fünfzehn Jahren zum dritten Mal entgegen dem nordisch arischen Drachenwind der Dramen-Diktion ausschreibt, um ein optimales Orchester von Oden- und Epen-Künstlern und epochalen Opponenten aufs Neue in Fahrt zu bringen.

Wettbewerbe im literarischen Betrieb gibt es inzwischen zuhauf. Auch die Preise, die vergeben werden, die Werkstätten der Wortkunstwerke zu sekundieren oder ihre Urheber systemkonform zu annektieren. Sie weisen auf eine Reise hin, die unter dem Kommando der bereits feststehenden Sieger anbricht. Zum gesellschaftlichen Gewicht der utopischen Denkarbeit gehört hingegen, jedes Leben als ein Opus aufzufassen, es
vom ersten bis zum letzten Blatt optimistisch wie objektiv aufzuschlagen.

Das Kompositum ?Kosmopolitania SaarLorLux? setzt sich aus dem Saarland, Lothringen und Luxemburg zusammen, kann jedoch bis zum rheinland-pfälzischen Westen, belgischen Süden, schweizerischen Norden ausgedehnt werden ? mit ihren alteingesessenen und eingewanderten Einwohnern: Iberianer, Sizilianer, Anatolier, Thrazier, Balkanier,
Magrephiner, Adrianer, Moreaner u.a.

Die Wettbewerbs-Beiträge ? Poesie und Prosa ? haben neben den Impressionen aus dem gelebten Weltalter greifbare Utopien als Lebensperspektiven in einem exemplarischen Erdstrich zu illustrieren ? nach der Devise Dichten statt Klagen. Die Teilnahme setzt keine Demarkation regionaler Zugehörigkeit voraus. Zwei historische Werke
liefern Grundideen: ?Utopia? und ?Don Quijote?.

Der Literatouren ?Kosmopolitania SaarLorLux? eignet sich einen ziemlich unkonventionellen Kurs an, was das Verfahren anbetrifft, die eingetroffenen Arbeiten zu bewerten.

Nach der Vorauswahl, die ein von der Redaktion einberufenes Team trifft, erscheint mindestens ein Text jedes Teilnehmers in DIE BRÜCKE ? unter dem Kennwort: Literatur-Wettbewerb ?Kosmopolitania?. Für jede Lyrik steht in der Regel ein Spalte zur Verfügung, für die erzählerische Kurzprosa, für Reportagen und Essays drei Seiten.

Der Leserschaft wird die Funktion der Jury übertragen. Jeden veröffentlichen Text kann jeder Leser mit einer Punktzahl zwischen 0 und 100 bewerten und sie der Redaktion zuschicken.

Jeder Teilnahme-Umschlag enthält höchstens fünf Texte der Kategorie Lyrik, Kurzgeschichte, Reportage, Satire, Essay u.a., aus denen auch ein Mixtum compositum möglich ist. Umfassen soll die Versandtasche neben den Texten eine Kurzvita und die vollständige Anschrift des Teilnehmers.

Zu liefern sind die Manuskripte am besten per E-Mail-Anhang, CD oder Diskette mit einem beiliegenden Ausdruck, notfalls als Papier-Vorlagen, vorausgesetzt, daß sie deutlich schwarz-weiße Konturen zum Scannen aufweisen.

Der Wettbewerb läuft bis zur kommenden Maienzeit und mündet in das nächste Frühlingsmeeting, voraussichtlich Mitte Mai 2006 in Saarbrücken. Der Redaktionsschluß des Heftes 140, Mitte März 2006, versteht sich auch als Einsendeschluß für die Wettbewerbsbeiträge.

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Weitere Informationen über DIE BRÜCKE ? Forum für antirassistische Politik und Kultur ? verschafft auch die Homepage www.bruecke-saarbruecken.de

Sie enthält neben einer Auswahl der kritischen und literarischen Texte aus dem aktuellen Heft ebenfalls ein »Porträt des Periodikums«), ein Archiv, ein Portal »Mehr lesenswertes Textmaterial« sowie eine Kommentaren-Kolumne von Necati Mert...