Differenz und Austausch: Das Studium der Schweizer Literaturen wird ab Herbst 2007 erstmals als Master-Studienprogramm angeboten
Gibt es eine „Schweizer Literatur“, gibt es „Schweizer Literaturen“? Wie grenzen sich diese von den europäischen Nachbarliteraturen ab, denen sie doch auch zugehören? Unter welchen konkreten historischen und kulturellen Bedingungen wird die Mehrsprachigkeit der Schweiz literarisch produktiv? Sind die Literaturen der Schweiz in dieser Hinsicht ein historisches Randphänomen oder ein Seismograph künftiger Entwicklungen in Europa? – Diese Fragen, die seit Jahren an Symposien und an Literaturtagen debattiert werden, sollen nun auch an drei Schweizer Universitäten vertieft untersucht werden: Die Universitäten Lausanne, Genf und Neuchâtel haben in enger Zusammenarbeit mit ihren Partnerinstitutionen ein mehrsprachiges Master-Studienprogramm konzipiert, das den akademischen Unterricht mit der Erforschung der Literaturen der Schweiz verbindet. Zudem wird der Zugang zu jenen Institutionen geöffnet, die diese Literaturen tragen und verbreiten: Bibliotheken, Archive, Verlage und Literaturhäuser.
Regionalismus und Globalisierung
An den Literaturen der Schweiz lässt sich in einzigartiger Weise beobachten und verstehen, wie kulturelle Austausch- und Aneignungsprozesse im vielsprachigen Europa verlaufen. Die deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Literaturen der Schweiz sind Teil der grossen europäischen Sprachkulturen, sie markieren zu ihnen aber auch ihre Distanz und Differenz und bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Ortsgebundenheit und universeller Resonanz. In ihrer Vielsprachigkeit spiegeln die Literaturen der Schweiz damit die kulturelle Situation Europas, wo Regionalismus und Globalisierungstendenzen aufeinander treffen.
Literaturstudium im mehrsprachigen Netzwerk
Das Netzwerk der Universitäten Lausanne, Genf und Neuchâtel ermöglicht den Studierenden erstmals die vergleichende Erforschung der Schweizer Literaturen in ihrem spezifisch mehrsprachigen Kontext. Die Studieren sollen zudem die Möglichkeit erhalten, konkret zu erfahren, wo und wie der Puls der Literaturen heute schlägt: Im Rahmen von Praktika, die das Studienprogramm vermittelt, will es Einblick in Institutionen der Literaturvermittlung wie Bibliotheken, Archive, Verlage, Medien und Literaturhäuser anbieten.
Idyllen und Katastrophen – das Rahmenthema 2007 / 08
Ein jährlich wechselndes Rahmenthema, das in einem gemeinsamen Kolloquium vertieft wird, bildet den Fluchtpunkt für die verschiedenen Unterrichtseinheiten. Im akademischen Jahr 2007 / 2008 sind dies „Idyllen und Katastrophen – eine helvetische Obsession und ihre literarische Darstellung“.
Beginn des Master-Studienprogramms: September 2007 an den Universitäten Lausanne, Genf und Neuchâtel. Zulassungsbestimmungen und Studienprogramm: gemäss Masterstudienplan der drei Partneruniversitäten.
Detaillierte Informationen unter: www.unil.ch/litch