Wenn "Deutschlands bekanntester Literaturkritiker, Marcel Reich-Ranicki (86)" heute die Ehrendoktorwürde der Berliner Humboldt-Universität erhält, freut man sich im Heilbronner Kleist-Archiv Sembdner mit ihm. Immerhin dürfte seine letzte selbständige Publikation hier erschienen sein:
"Er konnte gar nichts, nur dichten": Heinrich von Kleist. Peter Voß im Gespräch mit Marcel Reich-Ranicki. 2006. 30 Seiten, bibliophiles Großformat. (Heilbronner Kleist-Blätter apart, Ausgabe 1). 5 Euro.
Die Veröffentlichung geht zurück auf eine Fernsehdiskussion in der Reihe "Was taugen unsere Klassiker?", die das SWR Fernsehen am 7. September 2005 auf der Bühler Höhe aufgezeichnet und noch im gleichen Monat ausgestrahlt hat.
Reich-Ranicki über Kleist: "Ich liebe und verehre Kleist wie nur ganz wenige Dichter in deutscher Sprache. Er war ein, in der Tat, verglichen mit Schiller oder Lessing, ganz ungewöhnlicher Mann, weil er eigentlich gar nichts konnte, er war ein völlig unfähiger Mann. Er war für das Militär ungeeignet. [...] In der Liebe hat er auch nichts getaugt. Er ist überall gescheitert. Er konnte gar nichts, nur dichten konnte er."
Bereits 2002 hatte der Literaturkritiker auf einer Rundfrage des Kleist-Archivs Sembdner "Wie stehst du zu Kleist" mit einem Beitrag geantwortet (veröffentlicht in "Heilbronner Kleist-Blätter" Nr. 13).
Das Kleist-Archiv Sembdner gratuliert "seinem" Autor zur Ehrendoktorwürde.